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WMDEDGT?

Journal Donnerstag, 5.10.2017 – #WMDEDGT 10/17

[WMDEDGT heißt „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“. Frau Brüllen fragt, viele Blogger antworten und geben so einen Einblick in ihr Leben.]

Der Tag beginnt mit einer Babyfütterung irgendwann Nachts. Keine Ahnung wann, ich habs vergessen. Wie üblich braucht J seine Flasche- und, anders als sonst, eine neue Windel. Wir haben Windeln geschenkt bekommen, die nicht soviel aushalten wie unsere normalen Windeln, und damit das Kind nicht nass wird und friert, muss ’ne neue Windel ran. Allerdings nicht im Kinderzimmer, denn da schläft ja G… Wir schleichen ins Wohnzimmer, wo ich nur mit dem hereinscheinenden Licht der Straßenlaterne J wickle. Nicht zuviel trara machen, damit er nicht zu sehr wach wird und schnell wieder einschläft.

Sehr, sehr müde stehe ich dann morgens kurz nach 5 auf. Der Dummpaul von gestern Abend war nämlich erst ~23:15 Uhr im Bett, konnte dann wegen des sich hin und her wälzenden sowie hustenden Ms nicht schlafen und ist am heutigen Morgen ein müder Dummpaul. Leider lerne ich da nicht draus…
Nach dem Duschen krieg ich die Augen aber immerhin zumindest halb aus. Das ist auch ganz gut, denn J, der olle Frühaufsteher, ist wach und möchte gern andere Gesellschaft als die schlafende G haben. Weil es eh Zeit wird für die Morgenflasche, wird im Kinderzimmer gewickelt und angezogen. Dabei wacht dann auch G auf, reckt und streckt sich und schnnattert direkt los. G’schnatterinchen halt. Nach J ist G dran, dann ziehen wir in die Küche um. Während die Zwillinge ihre Morgenflasche bekommen, koche ich Kaffee, räume den Geschirrspüler aus und die Rucksäcke für M und mich ein (M: Frühstück, Vesper, Trinken, Hasi – Ich: Arbeitslaptop, Mittagessen) und lasse die mit Küchenutensilien spielenden Zwillinge dann für einen Moment allein, um Jott zu wecken.

Während ich im Schlafzimmer bin, bekotzt sich G ein bisschen, während Jott J aggro-wippt und sich fast aus der Wippe schmeißt. Egal, erstmal ist Kaffee, Frühstück und ein kurzer Blick zu Twitter rein angesagt. Kurze Zeit später setzen sich Jott und M zu mir an den Tisch. M ist jammerig und möchte Gummibärchen frühstücken. Weil die Zwillinge inzwischen rumkrakeelen, kriegt er die (einer von den dreien ist somit ruhig gestellt). Die Zwillinge verfrachte ich dann ins Wohnzimmer in den Babykäfig, damit sie ein bisschen krabbeln und spielen können. Leider wollen sie das aber nicht, sondern stehen an der Wand des Laufgitters und weinen. Naja, da müssen sie kurz durch, Jott wird ja, sobald M und ich weg sind, zu ihnen gehen. Die Geräuschkulisse ist dadurch allerdings ohrenbetäubend. Kurz versuche ich noch, die beiden durch Zähneputzen vor ihnen zu beruhigen (das finden sie faszinierend, vor allem wenn die rote Aufdruck-Kontrolleuchte leuchtet), aber das funktioniert auch nicht so recht.
Nachdem ich noch etwas durch die Wohnung wusel und Jott M fertig macht, brechen er und ich kurz vor 7 Uhr zur KiTa auf. An der Straßenbahnstation stellt sich M erstmal den anderen Wartenden vor („Ich heiße M Nachname!“) und kuschelt sich dann auf meinem Schoß an mich. Hätten wir das auch geklärt.

Die Abgabe in der KiTa läuft astrein. M muss inzwischen daran erinnert werden, sich von mir zu verabschieden, weil er direkt zu den anderen Frühbetreuungskindern lossprintet. Eines der Kinder aus seiner Gruppe, der P, ist auch immer so früh da, und so hat M direkt einen Spielkameraden und genießt das auch sehr („P ist mein Freund!“).
Nach der Verabschiedung laufe ich weiter zum nächsten S-Bahnhof. Wenn ich will/ muss, schaffe ich den Weg in genau 12 Minuten, aber nach dem Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass ich genau zwischen zwei S-Bahn-Abfahrtsterminen am Bahnhof ankommen werde, egal ob ich schnell oder langsam laufe. Also spaziere ich gemütlich zum S-Bahnhof Friedrichshagen, warte so nur drei Minuten und fahre mit der Bahn zum Alexanderplatz, laufe weiter zum Büro und komme dort gegen dreiviertel Neun an.

Es folgt ein recht stressiger Arbeitstag. Los gehts mit einem Kundentelefonat zu dem Projekt, auf dem ich als Projektleiter arbeite, dann folgen ein paar Mails, und dann folgt nach gut 20 Minuten im Büro die Entdeckung, die mir den Tag versauen wird. Der technische Dienstleister des Projektleiter-Projekt-Kundens hat nämlich seine seit gestern Mittag bestehenden Serverprobleme nicht in den Griff bekommen, ein Teil der Systeme unseres Kunden ist nicht erreichbar. Das ist potentiell gefährlich, da wir im worst case die von uns umgesetzten Features nicht auf eben jene Systeme aufspielen können, und das wiederum wäre sehr ungünstig für die Präsentation eben jener Features vor dem Vorstand des Kunden. Es ist zwar höhere Gewalt, aber ich WILL, dass dieses Projekt gut läuft- immerhin ist es das erste, auf dem ich offiziell und richtig als Projektleiter arbeite. Also ergaunere ich über drei Ecken die direkte Durchwahl eines Ansprechpartners beim technischen Dienstleister (das ist eine nicht so gern gesehene Abkürzung, normalerweise muss man mit dem Support telefonieren; und die wollen immer, dass man ein Ticket anlegt und eine Vorgangsnummer bekommt, und das dauert EWIG), bringe deren Einschätzung zum Serverproblem in Erfahrung (O-Ton: „Das ist knifflig, der [Fehler] ärgert uns. Wir hoffen ja, bis 17 Uhr durch zu sein.“ – Übersetzung: „Wir haben maximal eine Vermutung, was das für ein Fehler ist, wissen nicht, wie wir ihn beheben können, und können nicht sagen wie lange es dauert.“) und berate mich im Anschluss mit meiner Teamleiterin, wie wir mit dem Fehler umgehen. Wir entscheiden, die Features auf einer internen Testumgebung zur Verfügung zu stellen, wenn der technische Dienstleister bis zum frühen Nachmittag die Funktionalität der Kunden-Systeme nicht wiederherstellen kann. Dann informiere ich den Kunden, dass uns leider gerade die Hände gebunden sind, und skizziere ihm grob das weitere Vorgehen.

Danach switche ich auf ein anderes Projekt, auf dem ich als technischer Ansprechpartner und inoffizieller Projektleiter arbeite. Dort bespreche ich mit meinen Ansprechpartner auf Kundenseite einige alte Tickets und neue Ticketideen, und dann ists auch schon Zeit für das tägliche Standup-Meeting meines Teams.
Gegen 10:15 Uhr sind wir durch. Nun arbeite ich als Entwickler wieder auf dem ersten Projekt von heute morgen und vervollständige einige Funktionen bzw. behebe Fehler. Nach zwei Stunden bin ich damit durch, so lange konnte ich im Büro schon ewig nicht am Stück arbeiten.
Vor der Mittagspause prüfe ich bei meinem anderen Projekt noch Code-Anpassungen von Kollegen für die morgige Auslieferung eines Software-Pakets, und dann gehts zum Futtern ab in den Pausenraum.

Nach der Pause- das Zeiterfassungs-Tool meiner Wahl sagt, 13:44 Uhr- prüfe ich, ob der technische Dienstleister unseres Kunden den Fehler inzwischen vielleicht doch behoben hat. Nope, hat er nicht. Dann also Plan B. Die nächsten zwei Stunden arbeite ich daran, den Code-Stand zu portieren, werde dabei aber durch ein paar mir nicht ganz verständliche Fehler ausgebremst… Es kommt also alles zusammen. Kurz bevor ich los muss- M wartet in der KiTa auf mich!-, bitte ich einen Kollegen, der wesentlich tiefer in der Materie drinsteckt und auf dem Gebiet auch wesentlich mehr auf dem Kasten hat als ich, die Sache zu erledigen, und breche auf.

Auf dem Weg zum Alex frischt der Wind auf, die angekündigten Orkanböen treffen wohl bald ein. Am Alex selbst habe ich kurzzeitig Angst, von einem wild umherschwingenden Werbebanner erschlagen zu werden, schaffe es aber unbeschadet in die Bahn und freue mich (ja, immer noch!) auf eine unterbrechungsfreie Fahrt bis Friedrichshagen… Bis am Ostkreuz die Durchsage kommt, dass die S-Bahn nur noch bis Rummelsburg fährt, weil DER GESAMTE S-BAHN-VERKEHR in Berlin wegen des Sturms auf unbestimmte Zeit unterbrochen wird. Sch… Und das in Rummelsburg! Da kommt man ganz, ganz schlecht weg: Einmal nach Schöneweide (hilft mir nicht, weil die Straßenbahnen auch nicht mehr fahren sollen), einmal nach Marzahn (hilft mir nicht, weil ich da halt so gar nicht hin muss). Beim Verlassen des Bahnhofs weht es mich fast weg, aber das ist erstmal egal: Ich muss doch nach Friedrichshagen, M abholen! Zu Fuß würde es 2,5 bis 3h dauern, bei Ausfall des gesamten oberirdischen ÖPNV ein Taxi zu bekommen ist relativ unmöglich, meine Chancen vor KiTa-Schluss dorthin zu kommen liegen also bei ziemlich genau 0. Während ich in Richtung Köpenick loslaufe- irgendwas muss ich ja machen!-, beraten Jott und ich uns am Telefon: Jott ist selbst mit den Zwillingen unterwegs und könnte auch nur gerade so, mit viel Stress, Aufregung und nach Einschmeißen einer Anti-Ichfühlmichschlecht-Tablette, M abholen- das sollten wir nur im äußersten Notfall machen.
Wir kommen dann recht fix drauf, dass die einzige vernünftige Option ist, meine Mama zu fragen, die seit gestern Urlaub hat und morgen mit meinem Papa in den Urlaub fährt. Wir haben Glück: Sie kann M abholen, und das sogar noch innerhalb der KiTa-Öffnungszeiten. Nachdem das geklärt ist, laufe ich etwas entspannter durch den tosenden Sturm in Richtung Köpenick. Ich sehe mehrere Bäume umstürzen und Äste abbrechen und hoffe, dass das nicht gerade passiert, wenn ich drunter durchlaufe.

Nach ungefähr einem Viertel (optimistisch geschätzt) der Strecke versuche ich, mein Glück als Anhalter zu probieren. Habe ich noch nie gemacht, aber den Daumen rausstrecken und nett lächeln sollte nicht so schwer sein. Bevor ich das aber in die Tat umsetzen kann, sehe ich kurz hinter dem Heizkraftwerk Klingenberg einen älteren Mann sein Auto aus einer Einfahrt starten, spreche ihn an und kann- das nenne ich mal Glück!- eine Fahrt Richtung Köpenick rausschlagen. Hurra! Der erste Versuch als Anhalter, und dann gleich erfolgreich!
Die Fahrt verläuft recht gut. Die Straßen sind voll und das Gespräch nicht so erbaulich (AfD-Wähler, enttäuscht von der Politik, bevor die Ausländer was kriegen sollen erstmal die deutschen Obdachlosen was kriegen, früher war vieles besser, etc.- natürlich fallen mir all die Fakten, die ich so anlese, NICHT ein und ich kann nur doof herumstammeln…), aber hey, ich muss nicht durch den Sturm laufen.

Ziemlich genau auf die Minute 17:30 Uhr komme ich zu Hause an. Kurz darauf kommen auch meine Mama und M an, sodass wir komplett sind und zu Abend essen können. Während Jott noch bei M sitzt bzw. in der Küche herumräumt, bringe ich die Zwillinge ins Bett. Wir treffen uns kurz vor 19 Uhr für das Sandmännchen auf der Couch. Als das vorbei ist, gehe ich in die Küche, arbeite meine restliche Arbeitszeit (heute eine Stunde) auf und schreibe im Anschluss diesen Blogbeitrag.

Jetzt: Bett.

7 Antworten auf „Journal Donnerstag, 5.10.2017 – #WMDEDGT 10/17“

Lieber Herr Paul,

was für ein Tag! Und gut, dass er noch glücklich zuende ging.

Wünsche einen etwas ruhigeren Start in Freitag und Wochenende. Wobei heute die Bahnen sicher auch nicht normal fahren, oder?

„während Jott aggro-wippt und sich fast aus der Wippe schmeißt“
Kopfkino :-)
(danke für die ausführlichen, ehrlichen Einblicke und toitoi beim Projekt)

Ja, das Kopfkino mit der agrowippenden Jott hatte ich auch. Danke für den Lacher und die wie immer ehrlichen Einblicke.
Einen besseren Tag heute für Euch alle.

Beste Grüße
Anna

Alle 5 Pauls haben den Sturm gut überstanden!
Das ist einfach eine gute Nachricht. Und jetzt wünsche ich ein schönes sonniges Wochenende mit vielen Kastanien und buntem Laub für die Kinder und einer langen Verschnaufpause für die Großen.

Verflixt. Das kommt davon, dass im Kopf „J“ und „Jott“ identisch klingen… Die Müdigkeit tat dann das ihrige.
Natürlich aggro-wippte J- Jott wäre dazu weder körperlich (sie war ja gerade am Aufstehen) noch wippentechnisch (die Babybjörn-Wippen sind für maximal 13 bis 15 Kilo ausgelegt) in der Lage gewesen :)

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