Bürotag anlässlich meines Mitarbeiterjahresgesprächs.
Auf der Bahnfahrt kurz vor einer Prügelei gewesen. Passiert mir auch nicht oft (das ist untertrieben– es passiert mir zum Glück NIE), ich hatte danach den halben Vormittag Adrenalin. Karlshorst stieg ein etwas älterer, abgerissen aussehender und nach Alkohol riechender Typ ein, der laut mit sich selbst sprach und wahllos Leute anlaberte. Um ihn herum bildete sich direkt ein halber Meter leerer Raum Sicherheitsabstand. Er war noch ’ne ganze Weile laut und aufdringlich, bis ihn ein 2-Meter-Typ recht deutlich aufforderte, nicht weiter heurmzunerven. Danach war dann Ruhe. Ostkreuz stiegen zwei junge Frauen (irgendwas zwischen 16 und 20, würd ich denken) in die dort schon recht volle Bahn ein und wurden sofort von dem wirren Typen angelabert. Man sah direkt das Erschrecken/Bedauern. Sie hielten Abstand, reagierten einsilbig und taten alles, um nicht weiter angesprochen zu werden– was der Typ aber ignorierte, sie weiter anquatschte und ihnen auf die Pelle rückte.
Ich weiß nicht was mich dann geritten hat, aber als ich das sah fand ichs eklig und unpassend und einfach falsch– auch das niemand half. Also bat ich ihn sehr laut und recht höflich, doch die beiden Mädels in Ruhe zu lassen (ungefähr so: „Bitte lassen Sie die beiden Mädels in Ruhe– die möchte nicht von Ihnen angesprochen werden“)– woraufhin er zwar damit aufhörte, dann aber anfing mit mir zu diskutieren und immer lauter zu werden. Obwohl er einen Kopf kleiner und schmächtiger war, ging mir die Muffe– ich bin in solchen Situationen einfach unfassbar unsouverän und vergess dann auch gern, dass ich groß und kräftig bin… Jedenfalls heizte sich das weiter auf, irgendwann waren wir beide kurz vor dem Schreien und standen uns schon ziemlich nah gegenüber. Die beiden Mädels waren, sich bedankend, Warschauer Straße wieder ausgestiegen. Das war dann auch der Moment wo ich dachte, dass es gleich knallt.
Zwischen Warschauer Straße und Ostbahnhof schritt dann ein anderer Fahrgast ein und bot an, die Polizei zu rufen. Das half mir, ein bisschen klar zu kommen und ich erinnerte mich an ein paar Sachen aus den Erste-Hilfe-Schulungen– Leute direkt ansprechen und um Hilfe zu bitten. Das machte ich dann auch (wie gelernt– „Sie in der Jack Wolfskin Jacke…), dadurch war es dann keine 1:1-Situation mehr, sondern drei, vier, fünf Leute gegen den wirren Typen. Wortgemenge, Bestätigung das sein Verhalten nicht nur für die Mädels/mich unangenehm war sondern das ziemlich viele andere Mitfahrende auch so sahen.
Ostbahnhof hielten wir dann die Türen auf, riefen nach der Bahn-Security, warteten und wurden dann von einem zufällig vorbeikommenden Trupp Polizisten erlöst, die den wirren Typen aus dem Wagen komplimentierten und für Ruhe sorgten. Großes Dankeschön in die Runde, dankeschöns und nette Worte von ein paar Frauen zurück und dann stand ich etwas verloren da und wartete, dass die Bahn weiterfuhr– machte sie aber nicht, wir standen einfach nur da. Komische Situation, ich war noch ganz aufgeregt.
Weiter ins Büros gings nach zehn Minuten des Wartens dann mit einer anderen Bahn, und als ich dann ab Jannowitzbrücke an der Spree entlang ins Büro lief musste ich erstmal mit Jott sprechen um ein bisschen runterzukommen.
Ich muss mich mal schlau machen, wie man in solchen Situation (re-)agieren soll. Dann fühl ich mich vielleicht nicht so überfordert.
Im Büro Mitarbeitergespräch. Es sind keine Projekte oder Perspektivänderungen in Aussicht, mein Team Lead hat eine grundlegend andere Sicht auf mich als ich, wir kommen da auch nicht zusammen. Der Job wird also immer mehr zu einem Dead End. Einem zwar sehr komfortablen Dead End mit okayen Gehalt hoher Flexibilität und sehr netten Leuten, aber einem einem Dead End. Das Schlimme ist, dass es nichts neues für mich ist– ich hätt vermutlich schon vor Jahren die Reißleine ziehen müssen, habe mich aber gescheut bzw. scheue mich immer noch weil es eben auch eine unfassbar komfortable Situation ist die auch eine ganze Menge Stress rausnimmt bzw. möglich macht.
Eigentlich hilft nur ein Jobwechsel, aber das ist so ein anstrengendes Thema… Meh.
Längeres Telefonat mit der Schulaufsicht. Wir (und ein beträchtlicher Teil der anderen Eltern) sind mit den (un-)pädagogischen Methoden von Ms Lehrerin absolut nicht zufrieden, daher wollte ich mich einfach mal erkundigen wie ein Beschwerdeprozess abläuft. Im Elternchat waberten viele Informationen herum, ich wollte das aber mal aus erster und zuständiger Quelle hören. Nach dem Gespräch war ich wesentlich schlauer als vorher und weiß nun, welche Schritte wir einleiten können– z.B. tatsächlich „gerichtsfest“ (wann, was, wer war dabei) alles zu dokumentieren, was wir zu bemängeln haben.
Zu Hause erwarteten mich drei paar ordentlich geputzte und aufgereihte Schuhe sowie drei aufgeregte Kinder. Sehr niedlich :)
Abends ordentlich durch gewesen.