Freitag Vormittag zu Jotts Papa ins Dorf im Magdeburger Umland aufgebrochen. Die Fahrt war kinderbedingt ziemlich furchtbar; das war so eine Fahrt wo man danach sagt „Mit euch fahr ich nichtmal mehr zehn Minuten irgendwo hin“. Jott hatte ernsthafte Sorgen einen Unfall zu bauen, weil die dauernörgelnden, greinenden Zwillinge ihre Konzentration zu sehr belasteten.
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Auf der anderen Seite: Es ist schön, wenn die Kinder groß genug sind um beim Übergeben im Auto a.) zu sagen, dass ihnen schlecht ist und es nicht mehr geht, und b.) sie einen Eimer halten und zielsicher hinein kotzen können. M meisterte das mit Bravour– kein Spritzer landete im Auto oder auf ihm.
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Freitagnachmittag setzte sich Jott (geplant) zur Geburtstagsfeier ihrer Freundin ab, ich folge nachdem die Kinder Abends verköstigt waren und Zähne geputzt hatten. Jotts Papa und seine Frau brachten die drei ins Bett, auf Nachfrage wie es lief kam am nächsten Morgen ein wortkarges „Ging so.“. Naja, als wir nachts zurück kamen schliefen alle in den richtigen Betten, die dorthin führenden Details müssen wir nicht wissen– die kennen wir ja von zu Hause.
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Die Geburtstagsparty fand im Garten statt, wir genossen die laue Sommernacht und Jott blühte unter Menschen sichtlich auf, wurde aber zeitgleich etwas melancholisch weil sie daran erinnert wurde das so ein gemütliches Zusammensitzen im eigenen Garten in Berlin nicht möglich ist (weil: Kein Haus, kein Garten).
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Samstag zu früh von den Kindern geweckt worden, halb Sieben aufstehen gehörte nicht zu unseren Wochenendplänen aber weshalb soll es anders sein als zu Hause. Den Vormittag ein bisschen verschlumpft, über diversen Kinderblödsinn geärgert– wir müssen daneben stehen, ansonsten machen sie irgendwelchen Unfug– und dann auf den Dorf-Spielplatz gegangen solange die Temperaturen noch einigermaßen erträglich waren. Die Kinder wollten allerdings recht fix wieder zurück. Zum einen war es wirklich heiß, zum anderen war ihnen vom wilden Fahren im Karussell schwindelig. Das war uns aber ganz recht, uns war eigentlich eher nach irgendwo rumhängen und nix tun.
Bei Rückkehr entdeckten wir, dass Jotts Papa und seine Frau vom Einkaufen einen großen aufblasbaren Pool mitgebracht hatten, das war die Rettung für uns weil wir ernsthaft nicht gewusst hätten, wie wir die Kinder bei 32°C im Schatten hätten beschäftigen können. Ich hatte erst Bedenken weil alle drei verrotzt waren, aber es gab einfach keine akzeptablen Alternativen.
Vor dem Kaffee kamen Jotts Schwester samt Mann und ihr Bruder samt Freundin. Große Wiedersehensfreude und viel Gewusel.
Gemeinsam gingen wir nachmittags die Oma von Jott und ihren Geschwistern besuchen. Sicherheitshalber blieben wir trotz Hitze im Garten und hofften, dadurch ein mögliches Covid-19-Ansteckungsrisiko zu minimieren.
Abends gemeinsames Grillen und langes Beisammensitzen. Die Kinder ließen sich ausnahmsweise von mir ins Bett bringen. Vermutlich waren sie vom vielen Planschen so k.o., dass sie keine große Kraft mehr zum Widersprechen, Aufspringen und Weglaufen hatten.
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Sonntag morgen länger schlafen dürfen, allerdings nicht im „eigenen“ Bett. J und ich wechselten, während er neben Jott schlief lag ich in seinem Klappbett zwischen M und G. Nach einem Frühstück bei Regen in der Scheune in großer Familienrunde brachen wir nach und nach in Richtung Magdeburg zu Jotts Mama auf. Dort Mittagessen und in einer Regenpause Besichtigung des neuen Schrebergartens von Jotts Mama + Frau, danach Kaffee und Knabbereien (bzw. Meeresfrüchte-Pralinen).
Auf der Rückfahrt nach Berlin nahmen wir die Freundin von Jotts Bruder bis Groß Kreutz mit und übergaben sie da ihrer Familie. Dabei stieß ich mir beim Gummibärchenkauf mörderisch den linken großen Zeh (Metallplatte zwischen Nagel und Nagelbett), schaffte es aber meine neuen Birkenstocks nicht vollzubluten (die kleinen Dinge…). Die restliche Stunde mit einem puckernden Zeh und leichter Flauigkeit im Auto gesessen (ich kann keine eigenen Verletzungen sehen und vor allem nichts, was irgendwie mit Nägeln zu tun hat…).
G und J schliefen bis Groß Kreutz, M hielt sich zum Glück wach. Auf der 2. Etappe blieben alle drei wach, die Jungs waren sehr quatschig und hauten sich zum Spaß (komischer Spaß… manchmal glaube ich, sie sind nicht sonderlich Helle).
Zu Hause das Abendprogramm im Schnelldurchlauf: Jott badete die Kinder, ich bereitete Abendbrot und verräumte Taschen, Dreckwäsche und Spielzeuge.
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Abends schlief M in Rekordschnelle in, G folgte nach einigen Querelen und J, mit Augenringen bis zum Kinn, hielt sich wach und ging Jott auf die Nerven.
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J ist seit Wochen ein unfassbares Ekelpaket J legt seit Wochen ein sehr forderndes Verhalten an den Tag. Streitsüchtig, stur, dickköpfig, ständig in Stänkerlaune, rotzfrech, nicht hörend und dann aber andererseits wieder weinerlich und anhänglich. Darunter leiden seine Geschwister und wir und es wäre wirklich schön, wenn es dagegen ein Gegenmittel gäbe– sein Verhalten schlägt mir doch sehr aufs Gemüt. Sobald etwas nicht nach seinem Willen läuft, fängt er an lang und ausdauernd zu bocken; und wie ein rohes Ei behandeln können und wollen wir ihn einfach nicht. Andererseits sorgt die sehr berechenbare Aussicht auf einen seinen Bockanfälle zumindest bei mir dafür, bestimmte Dinge bereits im Voraus zu überlegen und dann aus Gründen der Konfliktvermeidung öfter mal auf Durchzug zu schalten. Und das kanns ja auch nicht sein– er ist schon ein kleiner großer Tyrann und schlimmer darf das nicht werden.