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Journal Freitag, 17.4.2020

Kein so guter Tag. Von Internetkommentaren zu Artikeln und Blogbeiträgen anderer verunsichern lassen (Reflexion meines beruflichen Einsatzes, Qualifikation als Mensch und Vater). In der Arbeitszeit herumlaviert (dieses eine noch recht neue Projekt, von dem ich technisch keine Ahnung habe und jeden Schritt mit dem Senior-ITler besprechen/rückfragen muss und das mir immer wieder aufzeigt das meine Fähigkeiten als Projekt_leiter_ nicht wirklich ausgereift sind…) und mittendrin selbst festgestellt, dass das alles hochgradig ineffektiv/ineffizient ist. Vormittags mit den Kindern zuviel vom Handy ablenken lassen und auch beim Spiel nur gedacht, das ich eigentlich lieber was ganz anderes machen würde. Abends stumpfsinnig ins Handy und den Laptop geguckt anstatt einfach früh schlafen zu gehen. Eine Stunde vor dem Editorfenster gesessen und nichts zu schreiben gewusst.

Immer wieder die innere Stimme gehört die leise flüsterte „Stell Dich nicht so an, andere Leute haben es viel schwerer, was willst Du mit Deinem normalen Gehalt, Deinen verständnisvollen Chefs/Kollegen und Deiner stabilen Familiensituation eigentlich?! Andere Menschen verlieren ihre Existenz oder sterben!“

Ich kann das nicht entkräften.

Was mich herunterzieht: „Die Experten“ sind sich einig, dass nur Herdenimmunität oder die Eindämmung des Virus unsere Lage verbessern wird. Herdenimmunität wird, wenn wir viele Tote vermeiden möchten, nur durch einen Impfstoff zu erreichen sein. Die Entwicklung soll so ca. bis Mitte 2021 dauern. Aber: Es gibt wohl noch keinen Impfstoff gegen Corona-Viren– und die sind ja nicht erst seit gestern bekannt… Und die effektive Eindämmung und somit Ausrottung von „Virennestern“ Bedarf noch viel strengerer Maßnahmen als allem, was bei uns bislang lief– das muss dann eher in Richtung Wuhan gehen.
Das bedeutet: Alle aktuellen Maßnahmen bzw. vermutlich sogar wieder Verschärfungen werden uns ca. ein Jahr begleiten. Oder länger. Viel länger.

Ich muss wieder mit dem „Was schön war“ anfangen, glaub ich. Erster Versuch:

Was schön war: Jott an ihrem neuen Rechner beim Spielen zusehen. Der Rechner kam superschnell, gestern Abend richtete ich ihn ein (Neu-Installation Windows 10, Updates und Treiber aktualisieren/installieren, Windows 10 Einrichtung) und heute Abend konnte sie dann seit Ewigkeiten mal wieder auf dem Rechner Sims zocken. Ganz vertieft und mit viel Begeisterung.

6 Antworten auf „Journal Freitag, 17.4.2020“

Ich denke immer wieder an Sie fünf. Die aktuelle Lage bringt früher oder später jeden an seine Grenzen, gerade wenn vorher schon genug los war. Und drei Noch-Nicht-Schulkinder plus zwei Vollzeitjobs sind mehr als genug.
Leider keine Lösung, nur Verständnis.

Zum Thema „anderen geht es noch schlechter, also sei froh“ half mir sehr der Satz „anderen geht es noch besser, also sei traurig“. So gesehen ist beides absurd. Also am besten einfach in Ruhe fühlen, was man fühlt. Hat alles seine Berechtigung.

Jetzt muss ich als treue, stille Leserin mal kommentieren, obwohl ich das sehr, sehr selten irgendwo mache.

Hier ist die Situation ähnlich, wenn nicht sogar arbeitstechnisch besser (ich habe seit grade Urlaub bis zum Mutterschutz, vorher auch Homeoffice). Wir sind auch in Berlin – und nicht systemrelevant (haha :-( ). Unsere Zwillinge sind knapp 3, die Große 5, Nummer vier ist für Juli angekündigt.

Und auch wir haben grade den Blues, weil klar ist, dass die Kinder bis August (oder auch noch viel länger??? – ich wage es gar nicht zu denken) nicht in die Kita gehen. Und wenn ich der Großen demnächst sagen muss, dass sie ihre Freundinnen jetzt noch mindestens so lange nicht sieht, kommen mir schon die Tränen, wenn ich nur daran denke.

Hinfallen, aufstehen… Sie wissen schon. Aber mir fällt das Aufstehen grade schwer und vom Krönchen ist weit und breit nichts zu sehen.
Ja, anderen geht es noch schlechter, aber denen ist auch nicht geholfen, wenn wir Trauer, Wut und Frust über die aktuelle Situation runterschlucken, bis wir daran kaputt gehen.

In diesem Sinne: Ich habe auch keinen Rat, aber Sie sind mit ihren Gefühlen grade nicht allein und so normal, wie man in dieser Situation überhaupt sein kann.

Mitfühlende(!) Grüße

Camilla

Ich glaube auch, dass alle unsere Gefühle ihre Berechtigung haben. Es ist schwer für uns Familien das alles zu stemmen, auch wenn wir persönlich uns auch in einer noch halbwegs privilegierten Situation befinden. Ich hab trotzdem keinen Bock, am Montag gleichzeitig 2 Grundschulkinder beim Lernen zu betreuen und gleichzeitig den 3 jährigen zu bespaßen. (was da lernmäßig wirklich bei den Kindern hängen bleibt, halte ich für zweifelhaft…)Irgendwann in der Woche noch 20 Stunden Homeoffice, solange es da noch was zu tun gibt. Ich arbeite in einer Kita… So langsam wollen die Kinder auch mal wieder Freunde sehen und deren Gefühle und unausgeglichenen Momente darf man als Elter dann auch noch auffangen. Es ist, bei allen schönen Momenten, verdammt anstrengend. Und das müssen wir am besten laut herausschreien, denn die Bedürfnisse unserer Kinder interessieren momentan keinen und die sollten bei aller nötiger Vorsicht unbedingt auch berücksichtigt werden. Könnten sich Eltern erlaubterweise mit 1-2 anderen sonst isolierten Familien zusammentun, könnte man mal die Kinder mal paar Stunden abgeben, durchschnaufen und auch mal in Ruhe und dann auch effizienter arbeiten und dann ausgeglichen mit seinen Kindern agieren. Und die Kinder könnten mit anderen Kindern spielen… (ja, die Geschwister spielen miteinander, haben aber völlig unterschiedliche Interessen…)
Aber ist ja verboten…

Hab hier die gleiche Alterskombi mit drei Kindern plus Trennungsproblematik im Wechselmodell. Und ich kann den Kommentar nur unterschreiben!

Ich freue mich sehr, dass ‚was schön war‘ wieder eingeführt wird! Das hat mir immer gut gefallen.
Uns geht es ähnlich: wir sind total privilegiert, wir haben keine finanziellen Einbußen, können von Zuhause arbeiten und sind ein gutes ‚Elternteam‘. Und trotzdem erleben wir gerade eine Situation, mit der wir nie gerechnet hätten, und die uns viel abverlangt… Wie kann man das innere Dilemma lösen? Ich weiß es nicht – versuche, dankbar zu sein & mir trotzdem auch zu erlauben, alles als zu viel zu empfinden.

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