[WMDEDGT heißt „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“ und ist so ’ne Tagebuch-Blog-Aktion. Mehr Infos und Beteiligte gibts bei Frau Brüllen.]
Um 5:34 klingen Jammergeräusche von Herrn Schnuffke durch das Babyphone. Ich hol ihn zu uns ins Schlafzimmer, überlege kurz ob ich schon aufstehen soll und denke mir, ach nö, pennste noch ’ne Runde. Kurz vor halb Sieben werde ich wieder wach, mache mich Büro-fertig und verlasse etwas später das Haus.
Fünf nach Acht hol ich mir einen großen Kaffee im Coffee Shop am Büro, nehme ausnahmsweise- wegen Becher in der Hand und Verschüttgefahr auf Grund morgentlicher Verpeiltheit- den Fahrstuhl ins Büro, räume die eine Büroküche auf, setze Kaffee auf für die Kollegen und beginne anschließend mit der Arbeit. Eines unserer Projekte benötigt auf Kundenwunsch hin Mini-Anpassungen, die will ich zumindest teilweise bis zur Telefonkonferenz um 9:30 Uhr erledigen. Zwischendrin ruft ein anderer Kunde an und fragt ein Angebot an, das gestern hätte verschickt werden sollen. Ich ahne ob des Konjunktivs Ungemach, weiß aber leider nicht worum es geht und muss den Kunden auf später vertrösten, wenn ich die Gelegenheit habe mit unserem Entwickler- und Projektleiterteam zu sprechen.
Die TelKo um halb Zehn läuft den Umständen entsprechend (schwieriges Projekt) gut, im Anschluss erfolgt eine Nachbesprechung der Neuigkeiten mit dem Chef, der Dinge und Sachen entscheiden muss. Ich höre zu, lerne viel über pragmatische Lösungen und schreibe nebenbei ein kurzes Protokoll der Telefonkonferenz.
Kurz nach 10 Uhr treffen sich alle Mitarbeiter meines Projektverbundes zum üblichen Daily Standup Meeting. Jeder erzählt, was er am Vortag gearbeitet hat und was heute ansteht, danach geht jeder wieder an seine Arbeit. Bei mir sieht die so aus, dass ich mit meiner Teamleiterin das TelKo-Projekt von vor dem Daily Standup weiter bespreche, anschließend kurz an meinen Platz gehe und dort neue Mails vom Kunden bearbeite.
Zwischendurch meldet sich ein Entwickler wegen des gestern nicht versandten Angebots, er hat Rückfragen zu einigen Anforderungen des Kunden. Die gebe ich weiter und hole mir Antworten ein, die von unserer Seite aus Mehraufwände erfordern und deren Umsetzungsdauer noch einmal geschätzt werden muss.
Um 11 Uhr ist das nächste Meeting. Eines unserer großen Projekte bekommt im Sommer ein halbjährliches Software-Update-Paket, an dem wir seit Herbst vergangenen Jahres arbeiten. Dieses Update-Paket hat Auswirkungen auf andere Projekte (die Code-Basen hängen zusammen, wenn wir in einem Projekt etwas anpassen müssen wir gewährleisten können, dass dies keine negativen Auswirkungen auf die anderen Projekte hat), auf Grund der ungewöhnlich vielen Änderungen sind bestimmte Bereiche der Projektwebsite kaputt und müssen von uns repariert werden.
Im Meeting sichten wir die kaputten Bereiche auf einer Entwicklungsversion der Website und besprechen die Probleme.
Nach dem Meeting mache ich ungefähr 20 Minuten irgendwas, an das ich mich nicht erinnern kann, und gehe anschließend in die Mittagspause. Ich habe um ein Halbjahresgespräch mit meinem Chef gebeten. Wir kehren im Meisterstück ein, essen fantastische Nürnberger Würstchen mit Sauerkraut und Kren (das musste ich erst googlen- es ist Meerrettich) und sprechen über Kinder (Chef: 2, ich: 1), Elternzeit und Elterngeld, und auch über die Arbeit. Ich schildere, was ich derzeit so mache, bekomme dafür vom erstaunten Chef („Ach? Das machst Du? Wusst ich gar nicht.“) einen Namen genannt- es ist eine Mischung aus Entwicklung, Projektmanagement und Anforderungsmanagement (was es nicht alles gibt!), und spreche mit ihm über meine berufliche Weiterentwicklung nach der Elternzeit im Sommer. Wir sind uns beide einig, dass eventuelle Änderungen erst ab meinem Wiedereinstieg sinnvoll sind.
Nachdem wir satt sind und alles besprochen haben, sitze ich gegen 13 Uhr wieder am Schreibtisch und arbeite bis ungefähr 14 Uhr vor mich hin. 14 Uhr ist wieder ein Meeting; alle Entwickler eines bestimmten Entwicklungsbereiches treffen sich zum Austausch. Das ist im Normalfall spannend und so auch heute
Am Dienstag jagt ein Meeting das nächste- 15 Uhr beginnt die Wochenplanung für unseren Projektverbund. Wir besprechen aktuelle ToDos, Bugs und Featurewünsche unserer Kunden, sowie die allgemeine Lage. Das dauert ungefähr zwei Stunden, gegen 17 Uhr ist die Meeting-Zeit zu Ende. Wir konnten heute nicht alle von mir notierten Themen besprechen, haben aber dafür sehr konstruktiv ein großes Problem besprochen. Die Lösungsansätze werde ich am Mittwoch hoffentlich dem Projektmanagerteam präsentieren können.
Nach der Wochenplanung kläre ich noch einige Dinge mit meinen Kollegen ab, notiere meine Zeiten für den Tag und gehe 17:30 Uhr nach Hause.
Dort treffe ich eine gute Stunde später ein. Jott ist ein wenig gestresst, weil Herr Schnuffke den Tag über sehr quengelig war. Wir wechseln uns also ab- ich bin nun primär für die Kindsbetreuung zuständig. Das sieht so aus, dass ich Herrn Schnuffke in seinen Hochstuhl setze und ihm Abendbrot zubereite, während Jott essen kocht.
Herr Schnuffke isst heute erstmals Abends keinen Milchbrei, sondern Stullen mit Frischkäse und vegetarischen Brotaufstrich.
Jott erzählt, dass Herr Schnuffke heute „bamama“ gesagt hat (eventuell sagen wir in diesem Haushalt selten Banane, sondern banana). Zwei Mal. Das ist sein Lieblingsobst. Ich probiere natürlich sofort, das Wort aus ihm herauszukitzeln, scheitere aber kläglich. Jott beruhigt mich- sie hat es auch immer wieder probiert, ebenfalls erfolglos.
Zurück zum Essen. Eigentlich dachten wir, dass zwei Stullen reichen. Das sieht Herr Schnuffke aber anders. Nachdem er nach zwei Stullen und einer Banane noch immer nicht satt ist, schmiere ich ihm also eine dritte Stulle. Jott und ich sind beide baff, wieviel Essen in das Kind reinpasst. Jott hat zwar Sorge, dass Herr Schnuffke sich überfrisst und später Bauchschmerzen bekommt, aber wir haben unabhängig voneinander mehrfach gelesen dass das bei Babys und Kleinkindern nicht möglich ist- die sollen einfach aufhören zu essen.
Spoiler für den weiteren Verlauf das Abends: Das hat niemand Herrn Schnuffke gesagt.
Jedenfalls isst und isst und isst die kleine Raupe Nimmersatt, und wir dann auch. Danach mache ich Herrn Schnuffke bettfertig (wieder Wickeldrama), lese ihm aus dem Hobbit vor und gebe irgendwann auf, weil das Kind fröhlich strahlend im Bett steht und partout nicht verstehen will, dass jetzt Ruhezeit ist und er keine Faxen machen soll. Naja.
Auf meinem Arm schläft er relativ schnell ein, schreckt aber immer wieder hoch beim Ablegen ins Babybettchen. Irgendwann übernimmt Jott wieder, und ich habe Zeit mein neues Kaffee-Paket auszupacken, am Rocko Mountain zu riechen und mich über den Blaubeer-Geruch zu freuen.
Anschließend bereite ich eine heiße Zitrone für uns zu und gehe gegen 21 Uhr an den Rechner, um ein wenig herumzubasteln.
Jott hat in der Zwischenzeit das Kind erfolgreich ins Bettchen ablegen können und somit auch frei.
Möp, doch nicht.
22 Uhr weint Herr Schnuffke bitterlich, er hat entweder Zahnungsschmerzen oder Bauchschmerzen. Da er sich von Jott nicht recht beruhigen lässt, übernehme ich wieder, und schaffe es zum einen, Herrn Schnuffke in den Schlaf zu wiegen und zum anderen, ihn abzulegen. Yeah!
Beim Rausschleichen wacht er allerdings wieder auf, weil ihn offenbar gerade ein Schmerzschub durchfährt. Also wieder von vorn. Ungefähr eine Viertelstunde übergebe ich wieder an Jott, die Herrn Schnuffke mit ins Bett nimmt. Ich gehe zurück an den Rechner.
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Was schön war: Herr Schnuffke winkt seit ein paar Tagen, wenn wir „Hallo“ sagen. Heute kam er mir entgegen gekrabbelt und hat gewunken. Das war schon sehr, sehr niedlich.