Den Wecker für 7:16 Uhr ignoriert und weitergeschlafen (muss auch mal sein, immerhin kann ich mir diesen Luxus wenigstens heute gönnen). Trotzdem noch rechtzeitig aufgewacht um zum Frühstück wach UND geistig einigermaßen anwesend zu sein.
Die Kinder gingen nach dem Frühstück auf den Hof spielen. Dabei schafften sie es aber, alle 5 bis 10 Minuten aus irgendwelchen Gründen und Nicht-Gründen zu klingeln und entweder Jott oder mich aufzuscheuchen. Der nach draußen mit den Worten „Dann müsst ihr nicht klingeln“ mitgebenene Schlüssel war immer beim falschen Kind– und da sich die Kinder in wechselnden Fraktionen stritten und beharkten, sprachen sie auch nicht großartig miteinander.
Der heutige Bringmeister–Lieferant fand unseren Eingang nicht (kommt vor, das Objekt ist für Lieferdienste ein Alptraum), konnte am Telefon aber weder Deutsch noch Englisch sprechen, dafür aber rumänisch. Das spreche ich wiederum nicht, ich weiß adhoc noch nichtmal wie rumänisch klingt (Annahme: Wie eine Mischung aus italienisch und russisch?). Eine Verständigung war über Telefon also nicht möglich, das Lotsen zum richtigen Eingang somit ausgeschlossen. Zum Glück konnte ich vom Balkon aus das Bringmeister-Auto sehen und so erahnen, wo er langlaufen könnte, dadurch konnte ich ihn dann draußen recht fix aufgabeln und zur Wohnung führen.
Nachmittags wollten wir in die Bibliothek fahren und Bücher abgeben. Aus nicht mehr so ganz nachvollziehbaren Gründen eskalierte J mal wieder vor sich hin, weswegen G, M und ich allein fuhren– nur um dann wegen IT-Wartungsarbeiten vor verschlossenen Türen zu stehen. Ich war unschlüssig ob ich mich über die Bibliothek oder mich ärgern sollte, weil ich nicht nochmal sicherheithsalber nachgeschaut hatte das innerhalb der normalen Öffnungszeiten wirklich geöffnet war, und ärgerte mich dann über uns beide.
Anschließend eine Übung in Positiv-Sehen mit den Kindern: Nein, wir waren nicht umsonst da gewesen– wir hatten einfach nur nicht unsere Bücher abgegben können. Stattdessen waren wir rausgekommen, hatten Spaß beim Radfahren und konnten uns den Frühlingswind um die Nase wehen lassen.
Bei Ankunft zu Hause den Kindern aus Gründen– sie lieferten sich Wettrennen, fuhren sich gegenseitig fast über den Haufen, schnitten sich, passten an Ecken nicht auf– ggf. etwas drastisch Gefahren des Straßenverkehrs vermittelt. Dazu ist unsere Tiefgarage ganz gut geeignet, dort gibts Ecken wo man wirklich erst genau an der Ecke sieht was dahinter ist und auch Autos, hinter denen ein Kind einfach so verschwindet und man es nicht mehr sieht. Ich spielte wahlweise Auto oder Fußgänger und fuhr die beiden an den Ecken, an denen sie vorbei rasten, entweder um oder ließ mich umfahren, stellte sie hinter die Autos und ließ sie schauen ob wann sie ihr vorbei laufendes/fahrendes Geschwisterkind sehen und zeigte ihnen außerdem, wie wichtig Abstand ist wenn der Vordermann plötzlich bremst. Die beiden hatten Spaß, ich hoffe es bleibt was hängen.
Jott und ich wissen beide nicht groß weiter ob Js Eskalationen. Das Kind bringt uns an unsere Grenzen, er ist verbal und körperlich verletzend und wie in einem Wuttunnel gefangen. Die Auslöser können total nichtig sein, es ist als ob dann ein Schalter bei ihm umgelegt wird. Wenn er dann nach ein bis zwei Stunden wieder einigermaßen beruhigt ist, ist er total k.o. und scheint von sich selbst erschrocken zu sein.
Jott ging Abends mit einer Arbeitsfreundin (Mischung aus Kollegin und Freundin) aufs Weinfest in der Köpenicker Altstadt. Ich spielte ein bisschen und ging dann recht früh ins Bett, nachdem ich für die Genesung noch einen heißen Grog mit Zitronensaft trank.
Aktuell ist das Familienleben so anstrengend, auslaugend und aufreibend, dass wir uns beide fragen ob das nur bei uns so ist, wieso wir eigentlich Kinder wollten und was wir noch machen können damit es wieder besser wird.