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WMDEDGT?

Journal Dienstag, 5.3.2019 – #WMDEDGT 03/19

[Mehr Tagebuchblogeinträge bei Frau Brüllen.]

Normaler Arbeitstag. 5:17 Uhr Weckerklingeln, die nachts zu uns umgezogene G wegschieben, aufstehen, duschen, Frühstück (Porridge mit Blaubeeren und Sonnenblumenkernen), Kinder wecken, Kinder fertig machen, ~7 Uhr außer Haus.

Eine ereignislose S-Bahn-Fahrt später komme ich kurz vor 8 Uhr im Büro an. Kaffee für alle aufgesetzt, dann an den Platz, Rechner aufgeklappt und direkt eine kurz zuvor eingetrudelte Mail gelesen, die mich meine ToDo-Liste vergessen lässt. In Verbindung mit der Mail Dinge und Sachen ausprobiert, mich zu Analysemöglichkeiten zur (Nicht-)Erreichbarkeit von Domains aufgeschlaut (dig/ ping/ nslookup), dem Admin geschrieben und mich anschließend an die ToDo-Liste gesetzt.

Unterbrochen wird das von der Meldung eines Kollegen, heute nicht ins Büro zu kommen. Ungünstig, weil dieser Kollege am Donnerstag seinen letzten Arbeitstag an unserem Standort hat und wir heute eine größere technische Übergabe eingeplant hatten. Ein bisschen hin und her überlegt, Leute befragt und im Anschluss beschlossen, die Übergabe remote zu machen.

10 Uhr findet unser tägliches Daily Standup statt, heute in kurz und bündig. Direkt danach ist der Remote-Übergabetermin. Die nächsten zwei Stunden sind in jeder Hinsicht sehr lehrreich. Ich bin gespannt, wie das so wird, wenn ich auf dem Projekt Projektmanager bin.

Danach geh ich in die Mittagspause, esse mein mitgebrachtes Chili sin Carne, stelle gemeinsam mit einem anderen Kollegen fest, dass wir unter der Woche die gleiche Frühstücksroutine haben und verabschiede mich dann recht fix wieder, weil 13:15 Uhr ein Telefonat mit einem Kunden stattfindet. Das läuft ganz gut, der Kunde kündigt sich für demnächst zu Besuch an. Nach dem Telefonat beraten ein anderer Projektmanager und ich auf dem Weg zur Kaffeemaschine, was wir so machen können wenn der Kunde da ist, stimmen uns ein bisschen ab und gehen anschließend in den nächsten Termin– Dienstags ist nämlich immer das wöchentliche Team Meeting.

Im Meeting selbst werden Dinge und Sachen besprochen, ich gehe relativ geladen wieder raus und dann auch nahezu direkt nach Hause. Es ist ~15:15 Uhr, ich muss zur KiTa.

Beim Umsteigen in Warschauer Straße kommt die Info, dass die S3 nur alle 20 Minuten fährt, ich müsste daher noch 18 Minuten warten bis zur nächsten Bahn. Kurzentschlossen springe ich in die S9, die über Schöneweide und Adlershof fährt, von da komme ich nämlich an sich gut zur KiTa, und werde direkt von zwei Ticket-Kontrolleuren kontrolliert. Wie ich so in der Bahn nach Verbindungen suche, fällt mir ein, dass ich mich ja auch in Adlershof mit Jott treffen kann. Wir telefonieren uns zusammen.
Zeitgleich fängt auf einem Sitz diagonal gegenüber eine etwas schrapelig aussehende Frau an, in der Bahn zu rauchen. Die beiden Kontrolleure sprechen sie an, sind überfordert, beratschlagen sich, drohen der Frau mit Rausschmiss und Polizei. Die schiebt Paras, erzählt von falschen Polizisten und Organmafia und macht keine Anstalten, ihre Kippe auszumachen oder die Bahn zu verlassen. Wie das ausgeht, bekomme ich nicht mit, ich steig nämlich Adlershof aus und laufe zum mit Jott vereinbarten Treffpunkt.

Dann fahren wir gemeinsam mit dem Auto zur KiTa. Wobei „fahren“ der falsche Ausdruck ist, wir stehen mehr als wir fahren. Berufsverkehr eben. Aber immerhin haben wir ja uns und können zum ersten Mal seit ewig ‘ne Dreiviertelstunde ohne Unterbrechung miteinander erzählen.

~17:15 Uhr sind wir an der KiTa, holen die Kinder ab (heute war Fasching, J ist als Indianerschlumpf geschminkt, G ist komplett rot, M trägt sein Gecko-Kostüm), fahren nach Hause und kommen kurz vor 18 Uhr an.

Dann gemeinsames Abendessen, bettfertig machen der Kinder, Einschlafbegleitung, Aufräumen etc.. Die Kinder sind allesamt übermüdet und überzuckert, vor allem die Zwillinge wollen nicht schlafen. Gegen 20:45 Uhr ist aber Ruhe im Karton und ich kann mein Arbeitsstundensoll voll machen.

Ab 22 Uhr dann Freizeit (Blogbeitrag schreiben, Zähneputzen, pullern, ab ins Bett).

5 Antworten auf „Journal Dienstag, 5.3.2019 – #WMDEDGT 03/19“

Nach 165 Minuten zu Hause schlafen die Kinder?
Da stehen 480 Minuten Arbeiten gegenüber?
Dann noch 120 Minuten für den Weg zur Kita?
Dann nochmals 45 Minuten Weg nach Hause? Früh schon 75 Minuten Weg?
Dabei 45 Minuten mit dem Partner?

Ist es das, wofür man lebt?
Ist es das, wofür man Kinder hat?
Ist es das, was Kinder von ihren Eltern brauchen?

Works-Live steht da in keinem sinnvollen Verhältnis. Das ist für ihre Familie und Sie selbst doch nicht schön, oder?

So wie hier beschrieben sind ihre Tage. Wie sollten Sie den ihrer Meinung nach sein und warum sind sie es nicht?

Ich finde, mit dieser Aufstellung haben Sie nicht unrecht. Das Problem ist, dass es in vielen Familien einfach nicht anders geht finanziell. Wobei ich 2 Stunden nach Arbeitsschluss an der Kita sein auch heftig finde. An sich hört sich 15.15 Uhr Feierabend super an. 17.15 Uhr Abholung hingegen für so kleine Würmer nicht. Ich würde wohl – zumal bei dem vorhandenen Stresslevel – auch mit den Stunden runtergehen. Meist macht eine Stunde am Tag gar nicht soo viel Unterschied netto aus. Oder sogar 2 Stunden, sodass man keine Pause mehr machen muss und prompt noch am früheren Nachmittag in der Kita ankommt. Oder vielleicht nicht jeden Tag die Woche.

@Stephanie: Bitte nicht an diesem Tag aufhängen. Normalerweise bin ich 75 Minuten nach Verlassen des Büros in der KiTa– die 120 vom Dienstag waren nicht fahrenden S-Bahnen und Stau geschuldet.

Stunden reduzieren geht ins Geld (von aktuell 35 auf 30 Stunden würde uns monatlich ~300EUR netto kosten), Arbeitszeit verlagern ist in einem Umfeld, in dem 10 Uhr als „früh“ gilt, nicht sinnvoll möglich.

@Stefan: Ich bin sehr begierig, die Alternativen von Ihnen zu hören. Immer raus damit! Denken Sie aber bitte daran, dass wir Miete, Lebensmittel, Kleidung, Versicherungen, Vorsorge, Auto, Unterhaltungskram usw. usf. bezahlen müssen und vielleicht auch mal wieder Urlaub machen wollen.

Was ich beim Lesen gedacht habe: Boah, was für ein Tag – ich ziehe meinen Hut vor Herrn Paul und Jott – wie wunderbar, dass die beiden sich trotz aller Umstände für Kinder entschieden haben und das durchziehen.

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