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Journal Dienstag, 7.2.2017

Heute war eine Angestellte vom Kinder- und Jugendgesundheitsdienst bei uns. Das ist ja in Berlin so üblich, dass kurz nach der Geburt jemand vorbei kommt, mit den frisch gebackenen Eltern redet, abhorcht ob es Probleme gibt und tonnenweise Infomaterial da lässt.
Wir haben unsere Sorgen und Nöte geschildert, unseren Stolz runtergeschluckt und gesagt, dass wir ganz dringend Hilfe benötigen. Sie hat sich das alles angehört, viele Notizen gemacht, sich mit uns über die Krankenkasse aufgeregt und uns bescheinigt, dass wir alles richtig machen. Sie wird intern rumtelefonieren und uns über Hilfsangebote auf dem Laufenden halten.
Das ist super und auch bitter nötig- wir können nicht mehr.

Morgen haben wir kurzfristig einen Termin in der Köpenicker Schreiambulanz bekommen, den wir wahrnehmen werden. Die Zwillinge fallen zwar nicht ganz unter die Schreibaby-Definition („über drei Wochen an mehr als drei Tagen die Woche mehr als drei Stunden“), aber Jott und ich sind inzwischen so dünnhäutig, dass wir das doch sehr häufige und lang anhaltende Geschreie nicht mehr aushalten. Vor allem nicht, wenn beide gleichzeitig schreien, was häufig der Fall ist.
Es ist ein erster Schritt zu psychologischer Hilfe, die wir benötigen.

Sowohl Jott als auch ich saßen inzwischen mindestens einmal „Ich schaff das nicht“ schluchzend & weinend da. Es ist gut, dass wir uns zum Abfedern von solchen Momenten haben.

Die nächste Woche wird uns Jotts Bruder unter die Arme greifen. Der hat Semesterferien und ist daher verfügbar.

Am Montag war die Bezirkskoordinatorin von Wellcome bei uns. Sie konnte uns direkt jemanden vermitteln; am nächsten Montag wird eine Zwillingsmutter zum Austausch vorbei kommen und sich mit Jott unterhalten.

M. kam gestern Nacht gegen 23 Uhr zu mir ins Wohnzimmer. Die Zwillinge hielten sogar noch länger aus. Die Nacht war dadurch geringfügig entspannter als der folgende Tag.

G. schrie heute zwei Stunden am Stück. Das besonders schlimme: Jott hatte heute über Mittag Besuch von einem befreundeten Pärchen- und das Geschrei begann natürlich erst, als die beiden wieder weg waren und ich unterwegs war, um M. abzuholen.

Der Besuch begrüßte mich mit „Oha, Du bist aber dünn geworden“.

Ich habe seit Beginn des Jahres fünf Kilo abgenommen- Grippe & Zwillinge sei Dank.

Die Krankenkasse teilte Jott am Montag mit, dass unser Widerspruch durchgegangen sei und wir ja nun Anspruch auf eine Haushaltshilfe hätten. Anderthalb Wochen vor Bezugs-Anspruchs-Ende. Und dann fragte die Dame am Telefon noch allen Ernstes, ob wir denn für die vergangenen Wochen privat eine Haushaltshilfe beschäftigt hätten, denn deren Kosten würden ja nun übernommen werden. Klar, und die Kosten dafür haben wir mit den Hinterlassenschaften unseres Dukatenesels aus dem Keller bezahlt.

Auch beim neuen Antrag stellt sich die Krankenkasse quer, verlangt nun Akteneinsicht von der Ärztin und arbeitet trotz aller Brisanz schön langsam.

Sobald hier etwas Luft ist, wechseln wir die Krankenkasse.

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Sonntag war der erste Tag, an dem ich mich nach dem Aufwachen nicht matschig fühlte. Außerdem begann meine Nase zu laufen, auf dem Spaziergang zum Müggelsee verbrauchte ich fast drei Packungen Taschentücher. Gestern ging das so weiter, vermutlich bin ich inzwischen ein Kilo leichter.

M. sagt inzwischen wieder sehr zuverlässig, wenn er aufs Klo gehen muss. Sogar wenn er „nur“ pullern muss. Und weil das so toll funktioniert, werden wir ihm demnächst mal Schlüpfer anziehen und schauen, wie er das findet.

Die Kindergeld-Nachzahlung für Dezember und Januar kam an. Wir feierten dies mit einer Bestellung beim Inder- inklusive Vorspeise!

Was schön war: Auch heute schliefen alle drei Kinder bereits 21 Uhr. Der Weg dorthin war schwer und steinig, aber seit gut einer Stunden ist Ruhe und Jott schläft auch bereits.

12 Antworten auf „Journal Dienstag, 7.2.2017“

Mein Jüngster hatte damals Probleme mit der Pre-Nahrung. Ich habe daraufhin die Pre eines anderen Herstellers probiert und die Bauchschmerzen gingen rapide zurück! Mögt ihr vllt. auch mal eine andere Sorte testen? GLG

Hatten wir auch überlegt, aber verworfen. Die Bauchschmerzen kommen aller Wahrscheinlichkeit nach zum Großteil nicht vom Essen, sondern vom vielen Schreien. Die Kinder schlucken zu viel Luft dabei und sind dann aufgebläht.

Hallo, ich fühle mit Ihnen. Ich hatte zwar keine Zwillinge sondern nur ein Schreibaby, was mich absolut an meine Grenzen gebracht hat, und ich wirklich oft gedacht habe „das ist nicht mein Kind und wenn doch, dann bin ich die falsche Mutter“ aber wir haben es nach gut einem halben Jahr geschafft. Bei uns ging die Schreierei teilweise bis zu 4 Stunden täglich und Hilfe hatte ich leider keine. Es wird besser, auch wenn man, weil man gerade in dieser Mühle steckt, nicht immer einen klaren Blick dafür hat. Ich wünsche Ihnen für die anstrengende Zeit weiterhin viel Kraft. LG

Inzwischen verstehe ich Eltern, die so etwas denken. Es ist wirklich verdammt schwer.

Haben Sie vielen Dank für Ihre Worte, es macht Mut von ebenfalls betroffenen zu hören, dass es wieder besser wird.

Ich kann euch gut verstehen, obwohl ich „nur“ zwei (nicht Zwillings-) Töchter habe.
Mir/Uns ging es in der Baby/Kleinkind-Phase ähnlich und ich habe an allen möglichen Stellen vergeblich um Hilfe gebeten.
Vielleicht glaubt man es gebildeten, „gut situierten“, reflektierten Menschen nicht, daß sie am Ende ihrer Kräfte sind?
Ich wünsche euch ganz viel Kraft, starke Nerven, liebe Menschen an eurer Seite und die Zuversicht, daß es besser wird und ihr bald das Leben als Familie genießen könnt.

Hach, da geht langsam was bei euch bzw. bei Krankenkasse, ehrenamtlichen Diensten ect.! Das liest sich gut! Ist zwar superärgerlich, dass die Kasse im Nachhinein doch Geld geben würde – kann man nur lernen draus wie so ein System tickt
Auch super, dass ihr alle in der Familie im Rücken habt bzw. euch Verstärkung durch Geschwister ect. organisiert.
Ich drück euch die Daumen, dass es gut und besser weiterläuft! Ihr seid schon sehr weit gekommen und nehmt neben den Talfahrten ja auch immer wieder schöne Momente mit, wie man hier lesen kann

Unfassbar, was ihr da stemmt.
Ich ziehe den Hut vor euch. Wirklich.

Zum Thema Krankenkasse: ich kann euch aus eigener Erfahrung nur dringend empfehlen, einen geharnischten Beschwerdebrief an den Vorstand der KK persönlich (!) zu schreiben – mit Namen, Daten, Anlagen mit Kopien des Schriftverkehrs.
Dann kommt Bewegung in die Sache.
Ruhig böse werden beim Schreiben.

Alles Gute für euch!

mal überlegt die zwei beim Osteopathen durchchecken zu lassen? wenn ich viel Geschrei höre, klingeln da bei mir aus (bitterer) Erfahrung die Glocken. würde ich unbedingt empfehlen, wobei man einen guten braucht, am besten von jemand der dort gute Erfahrung gemacht hat. ausser Geld hat man nix zu verlieren (und mit Verordnung vom Arzt übernimmt oft die Krankenkasse einen Teil) und jede Menge zu gewinnen, falls es denn ein Osteopathisches Problem ist. (meine erste hat u.a. wochenlang bei jedem in die Windel machen gebrüllt, mit zunehmender Intensität, das war nach der Behandlung sofort (!) bei der nächsten Verdauung vorbei.)

Jo, Termin ist schon vereinbart, allerdings war erst in der kommenden Woche etwas frei. Wir setzen da nicht geringe Hoffnungen rein, bei M. hat der Osteopath Blockaden lösen können und ihn dadurch ausgeglichener werden lassen.

Ich finde es sensationell, dass M. Klo-Gehen anmeldet – da waren meine in dem Alter noch weit davon entfernt! Und bei Stress – wozu zwei schreiende Babys und angestrengte Eltern zählen dürften – ist das erst recht bemerkenswert. Chapeau, da haben Sie beide etwas richtig toll hingekriegt!

Ja, ich auch. Er ist halt ein cleveres kleines Kerlchen :)

Das war allerdings auch ein Gemeinschaftsprojekt von uns und den diversen Omas und Opas- wenn es die nicht gegeben hätte, wären wir noch nicht so weit.

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